Die Meditation als Mittel zur Ganzwerdung in einer Zeit der geistigen Zersplitterung
Geistige Fragmentierung - Das Problem der selektiven Wahrnehmung
In unserer Zeit ist der Begriff "Meditation" weit verbreitet. Viele Menschen meditieren und haben eine Form der spirituellen Praxis in ihr Leben integriert. Die Menschen haben Sehnsucht nach der Versenkung, dem Erweitern des Bewusstseins, dem intuitiven Wissen, jenseits der Konditionierungen und der ständigen Bewertung des Verstandes, der keine neutrale Sicht der Dinge zulässt. Die Assimilierung des menschlichen Geistes durch Technologie und künstliche Intelligenz in Form von sozialen Plattformen wie Facebook, Twitter, Google & Co hat sich den Bewertungsmechanismus des menschlichen Geistes zunutze gemacht und damit die Polarisierungen in gut und böse, angenehm und unangenehm, attraktiv und unattraktiv, Freund und Feind, wert und unwert, wesentlich verstärkt, sodass es schwer fällt, Entscheidungen intuitiv, nach einem innewohnenden Gefühl der Wahrhaftigkeit und Stimmigkeit zu treffen. Stattdessen reagieren wir auf Reize von außen mit Bewertung auf unsere Wahrnehmung. Wir müssen eines verstehen: Bewertungen sind immer Urteile und bestimmen letztendlich unsere Wahrnehmung und Handlung. Je mehr wir in Urteilen denken, begrenzen wir unser Bewusstsein auf die Polaritäten unserer Wahrnehmung. In der Psychologie nennt man die Begrenzung der Wahrnehmung auch "selektive Wahrnehmung".
Übung zur selektiven Wahrnehmung:
Achten Sie einmal auf alle
gelben Autos, die Ihnen draußen auf Ihrem Weg begegnen. Zählen Sie sie, wenn Sie mögen. Am Ende der Übung schreiben Sie auf, was Sie entdeckt haben und beantworten auch die Frage: Wieviele rote Autos haben Sie gesehen? Höchstwahrscheinlich keines. Ihre Wahrnehmung, Ihr Fokus war auf gelbe Autos eingeschränkt und hat alles andere ausgeblendet. Das heißt jedoch nicht, dass es keine roten Autos gibt, oder dass Sie keinen begegnet wären. Ihr Alltagsbewusstsein und Ihre Konzentration waren auf gelbe Autos fokussiert. Das ist alles. Niemand würde nach so einer Übung behaupten, dass es gar keine roten Autos gäbe. Nicht wahr?
Begrenztes Bewusstsein <= => begrenzte Wahrnehmung
Je mehr wir durch beschränkende, ausgrenzende Glaubenssätze und Urteile selektiv wahrnehmen, desto weniger können wir die größeren Zusammenhänge unserer Realität, unserer Existenz, unserer Seelenaufträge und Lektionen verstehen. Ein Mensch, der z.B. über seinen Nächsten urteilt, eine Schuld für dessen subjektiven Erfahrungen an andere abgibt, hat sich der höheren Erkenntnis, die aus der Erfahrung entspringen kann, bereits verschlossen, denn er sieht nur gelbe Autos
(die Überzeugung Recht zu haben und Projektion von Schuld auf jemand anderen) , wo doch auch viele anders farbige Autos herumfahren
(nicht wahrgenommene Faktoren, die zum Gefühl der Kränkung beigetragen haben, wie z.B. Konditionierungen, unbewusst übernommene Überzeugungen von Bezugspersonen in der Kindheit, Kompensationsmechanismen, Abwehrmechanismen etc.) . Seine selektive Wahrnehmung spielt ihm einen Streich. Er kann nicht erkennen, dass eine Kränkung nur geschehen kann, weil das Potenzial sich gekränkt zu fühlen bereits schon in ihm war. Sie hat nichts mit der anderen Person zu tun. Wenn wir einen Samen in schlechte Erde säen, wird dann ein prachtvoller Baum daraus? Nein. Samen und Erde müssen die nötigen Bedingungen erfüllen, um eine gesunde und nahrhafte Frucht hervorzubringen. Die andere Person berührt diese schmerzhafte Stelle in seiner Persönlichkeit, und er hat nun die Wahl, sich diesem alten Schmerz zu widmen, oder ihn abzuwehren, indem er die Verantwortung abgibt und Schuld zuweist. Wir können mit einem eingeschränkten Bewusstsein nicht sehen, dass uns in jeder Situation im Leben etwas mitgeteilt wird, woran wir wachsen und reifen können, weil unser Geist sich stets an dem festhält, was er schon seit Urzeiten kennt.
Partialisierungen und geistige Fragmentierungen, also die Fokussierung des Geistes auf Bruchstücke der Realität und Wirklichkeit, geschehen überall im Alltag. Heute mehr, denn je, wie ich meine. Beispiel Gesundheitswesen: Anstatt eines ganzheitlichen, holistischen Ansatzes wird verstärkt in immer kleinere Fachgebiete unterteilt. Wir haben heute eine Vielzahl von Fachärzten, die sich um einzelne Bereiche des menschlichen Wesens und seiner Gesundheit kümmern. Die Liste der Fachärzte umfasst in Deutschland 52 an der Zahl, die Schwerpunktausrichtung nicht mit einberechnet. Ist damit eine Verbesserung unseres Glücks und der Zufriedenheit im Leben eingetreten? Angesichts der vielen Menschen, die sich auf den spirituellen Weg gemacht haben und der Schulmedizin enttäuscht den Rücken kehren, kann man sagen, dass dies nicht der Fall ist, denn je mehr wir uns lediglich auf Fragmente des großen Ganzen fokussieren, entsteht durch die selektive Wahrnehmung eine fatale Ignoranz einer viel umfassenderen, multidimensionalen Wirklichkeit. Der ideale Arzt ist ein Heiler, der umfassende Kenntnis über das multidimensionale Wesen Mensch besitzt und unablässig danach forscht, das Gleichgewicht in ihm wieder herzustellen. Gleichgewicht bedeutet, die natürliche Einheit von Körper, Geist
und Seele anzuerkennen, die herrschenden Interdependenzen und Wirkweisen aller Ebenen zu kennen, sich darauf zu beziehen (--> Beziehung herzustellen) und mit Zeit, Mitgefühl und Weisheit zu reagieren.
Meditation ist das Mittel, das den Geist nicht nur zur Ruhe bringt und völlig neue neuronale Netze im Gehirn erschafft, die es fertigbringen viele psychische, neurologische und zellbiologische Erkrankungen zu heilen, sondern wir lernen wieder ganz zu werden, die Realität im größeren Kontext zu erfassen und nicht länger auf uns selbst fokussiert zu bleiben, denn wir sind alle mit allem verbunden. Es gibt keine Getrenntheit. Das ist eine Illusion. Indem wir Innenschau halten, unsere innersten Vorgänge kennenlernen; indem wir beobachten, anstatt zu beurteilen und abzulehnen, kann Selbstliebe - aus meiner Sicht die wichtigste Voraussetzung für jede Form der Wertschätzung anderen gegenüber - wachsen; eine unabdingbare Fähigkeit für das planetare Überleben. Wir müssen aufwachen. Es reicht nicht, etwas zu lesen und dem zuzustimmen. Danach geht das Leben wie gewohnt weiter. Wir erinnern uns vielleicht noch ein paar Tage daran, was wir zuvor gelesen haben, aber dann verschwindet es aus unserem Bewusstsein und hat keine Transformationskraft. Wir müssen aktiv werden in unserer spirituellen Praxis, sie in unser Leben integrieren, damit das Gehirn eine Chance hat, sich zu verändern. Veränderungen geschehen nur durch bewusstes Tun, durch Wiederholung und Vertiefung.
Solange wir unseren Geist nicht erlauben still zu werden und frei von Bewertung, werden wir unser Bewusstsein nicht erweitern können. Wir werden lediglich Wissen anhäufen in Form von Information. Aber unsere Seele ist hier um Erfahrungen zu machen, die wir reflektieren und aus welchen wir Weisheit und Reife gewinnen. Erfahrungen sind Transformationswerkzeuge. Die Welt mit den unschuldigen Augen eines Kindes zu betrachten, mit einem reinen Herzen, ohne Urteil, ist der Sinn der Kontemplation und Meditation - der Königsweg, der uns bereits durch Avatare, Yogis, Rishis und Bodhisattvas durch alle Zeiten hindurch immer wieder gegeben wurde, um uns zu unserem wahren Potenzial zu führen.
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©Tanja Kochs, 2019
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